Datum: 6. Februar 2017
Ort: Schankhalle Pfefferberg, Berlin
Aufgabe: Konzeption und Moderation
Auftraggeber: VIA Werkstätten gGmbH, Berlin
In Klausur gegangen sind einen ganzen Tag lang 40 Fachkräfte und 40 Mitarbeiter des gemeinnützigen Trägers VIA Werkstätten. Gewünscht war ein Dialog auf Augenhöhe!
Gemeinsam mit dem Inklusionsexperten Stefan Burkhardt hatte ich das Vergnügen, diese besondere Veranstaltung mitgestalten und moderieren zu dürfen. In intensiven Gesprächen mit der Geschäftsführung der VIA Werkstätten haben wir überlegt, wie es möglich ist, dass sich Menschen mit und ohne Behinderung, die in den verschiedenen VIA Werkstätten arbeiten, auf Augenhöhe begegnen und in Dialog treten können.
Als gemeinsames Thema wurde letztendlich der Arbeitgeber VIA Werkstätten an sich gewählt. Die Veranstaltungsteilnehmer haben sich darüber ausgetauscht, welches Bild sie selbst von VIA Werkstätten derzeit haben und welche Zukunftsvorstellungen sie haben.
Dimensionen des Klausurtages:
- 80 Teilnehmer,
- acht Arbeitsgruppen,
- acht Moderatoren,
- acht Mitarbeiter der Markenagentur Kemper Kommunikation, die das Projekt begleitet,
- zwei Schriftdolmetscherinnen und drei Verstehensassistenten, die einigen Teilnehmern das Gesagte in leichter Sprache erklärten,
- vier Schauspieler der Improvisationstheatergruppe „Theatersport Berlin“, die drei Mal fünfzehn Minuten unterhaltsame Impulse für die Arbeitsphasen gaben.

Die Teilnehmer können kommen. Hier, sowie in sieben weiteren Arbeitsräumen, wurde zwei mal zwei Stunden intensiv gearbeitet.
Gearbeitet wurde in den Kleingruppen mit Collagen und einem Zukunftsplakat, auf dem die Teilnehmer Wörter, Bilder und Sätze sammelten. Die Markenagentur Kemper Kommunikation wertet die Arbeitergebnisse aus, um dem Unternehmen zu helfen, an einigen Stellen eine neue Sprache zu entwickeln.
Ein beispielhaftes Ergebnis der Veranstaltung: In allen Kleingruppen kam der Wunsch auf, in Zukunft auf das Wort „Teilnehmer“ zu verzichten. So werden die Mitarbeiter mit Behinderung genannt, die über eine Rehabilitationsmaßnahme „Teilnehmer“ bei VIA Werkstätten sind. Im Arbeitsalltag werden dann in der Tat derzeit die Mitarbeiter/Kollegen als „Teilnehmer“ betitelt. Die Geschäftsführung hat zugesagt, dass das jedenfalls schon ein Ergebnis dieser Klausurtagung ist, einen anderen Begriff dafür zu finden.
Es war sehr bewegend zu erleben, wie sich Menschen mit und ohne Behinderung abseits ihrer angestammten Rollen von „Fachkraft“ und „Teilnehmer“ über ihren Arbeitgeber ins Gespräch kamen. Das war in dieser Form für VIA Werkstätten etwas ganz Neues und zeigt mir erneut, wie ernst die Geschäftsführung das Thema Inklusion nimmt.
Meine Aufgaben:
- Unterstützung von Stefan Burkhardt in der Konzeption der Veranstaltung,
- Methodenauswahl und Materialerstellung in einfacher Sprache,
- Akquisition und Briefing von sechs weiteren Moderatoren, die vorgegebene Methoden in den Arbeitsgruppen umsetzten,
- Briefing und Begleitung des Improtheater-Teams,
- Moderation im Plenum und in einer Arbeitsgruppe.
Selbst habe ich auch viel gelernt bei diesem Auftrag:
Gelebte Inklusion braucht Zeit: Seit September kam ein Organisationsteam für diese Veranstaltung zusammen, dem die Methoden und Ablaufpläne immer wieder präsentiert wurde. Darin saßen Fachkräfte sowie vor allem diejenigen, um die sich der Tag drehte: die „Teilnehmer“ bei VIA Werkstätten, die Mitarbeiter mit Behinderung. Für eine inklusive Gruppe wie dieser bedarf es einer anderen Arbeits-Geschwindigkeit, als die, die ich sonst gewohnt bin.
Gelebte Inklusion braucht Bewusstsein für Sprache: Eingetaucht bin ich in das Thema „Leichte und einfache Sprache“. Durch die Expertin Anne Leichfuß aus Bonn habe ich in der Vorbereitung einen ganzen Tag lang ein Training genießen dürfen, um Arbeitsanweisungen für die Workshopphasen in einfacher Sprache verfassen zu können. Während der Moderation haben wir versucht, möglichst langsam und deutlich zu sprechen und auf Fremdwörter zu verzichten.
Gelebte Inklusion braucht Mut: Ich bewundere die VIA Werkstätten Geschäftsführung, das sie „einfach gemacht“ hat. Es war sicherlich nicht alles perfekt an diesem Klausurtag. Trotzdem ist das wichtigste Ziel erreicht worden. Menschen haben miteinander gesprochen und ihre unterschiedlichen Positionen, Wünsche und Ideen artikulieren können. Es ist ein Prozess angestoßen worden, der aufgegriffen und fortgeführt wird.
DANKE, VIA Werkstätten, dass ich dazu beitragen durfte, diesen Tag mitzugestalten.